Schulung vom 24. Juni 2025

Energiesicherheit und Dekarbonisierung der Industrie

Vortrag von Roger Nordmann, Ehemaliger Nationalrat SP, Energie- und Klimaexperte.

Was ist Energie?

Energie ist gespeicherte Arbeit, Arbeit entspricht der erbrachten Leistung pro Zeiteinheit. Sie wird meistens in Kilowattstunde (kWh) gemessen. Ein anderes Mass für Energie ist Joule: 1 Wh = 3600 Ws = 3600 J

Drei Energietöpfe, die die verschiedenen Arten der Energie zeigen
Grafik: Roger Nordmann

Energieverbrauch der Industrie

Die folgende Grafik zeigt den Energieverbrauch der Industrie von 2000 bis 2023, gemessen in TWh. Die Gesamtmenge schwankt zwischen 19 und 21% des gesamten Energieverbrauchs der Schweiz.

Energieverbrauch der Industrie
Grafik: Roger Nordmann

Die bunten Bänder zeigen den Stromverbrauch, dieser ging seit 2000 um 14% zurück. Die mit den grauen und schwarzen Bändern abgebildete «sonstigen Energie» stammt hauptsächlich aus fossilen Quellen, dieser Verbrauch ging seit 2000 um 23% zurück.

Zusammengefasst verbraucht die Industrie jährlich etwa 29 TWh für Wärme und 12 TWh für Motoren und Beleuchtung (also Strom). Sie ist verantwortliche für rund 10 % der Treibhausgase und rund 30 % des Stromverbrauchs der Schweiz.

Die Verfügbarkeit von Elektrizität ermöglicht es uns, fossile Energieträger zu ersetzen, was häufig mit einem Effizienzgewinn verbunden ist. In der Schweiz werden – im Gegensatz zu anderen Ländern – fast keine fossilen Brennstoffe zur Stromerzeugung verwendet.

Am meisten Energie wird in der Industrie für Prozesswärme benötigt. Bis etwa 150°C können Verbrennungsprozesse durch Wärmepumpen ersetzt werden. In einigen Prozessen kann die benötigte Wärme mit Lichtbogenöfen erreicht werden. Aber nicht alle Hochtemperaturprozesse kommen ganz ohne Verbrennung aus.

Hier braucht es für die Dekarbonisierung der Industrie Lösungen. Das Referat geht auf die Möglichkeit von synthetisch hergestelltem Methan ein (quasi Erdgas hergestellt aus Wasser und CO2), das mit dem Stromüberschuss im Sommer erzeugt werden kann. So kann gleichzeitig der Sommerstrom für den Winter gespeichert werden. Bei der Verbrennung des Methans ist die Klimabilanz neutral.

Darstellung der chemischen Reaktionen zur Herstellung von Methan
Grafik: Roger Nordmann

Konkrete Optimierungsmöglichkeiten der Industrie

Es gibt verschiedene Ansatzpunkte zur Optimierung der Produktion. Die mechanische und elektrische Optimierung umfasst zum Beispiel das Abstellen von nicht benutzten Geräten, die Nutzung von Elektrofahrzeugen oder LED-Lampen. Unter die thermische Optimierung fallen beispielsweise Isolationen, die Weiternutzung von Wärme oder Kälte oder die bessere Organisation der Prozesse.

Optimierung führen häufig auch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. So wird eine überhitzte Halle kühler, wenn die Abwärme weiterverwendet wird. Elektromotoren sind leiser und produzieren weniger Abgase, was zu weniger Lärm und besserer Luftqualität in der Produktionshalle führen kann.

Praxisbeispiel

Die Firma Griesser in Nenzing (Österreich) benutzt nach einem Neubau der Produktionshalle Strom aus der eigenen Solaranlage. Zusätzlich wird die Abwärme der Beschichtungsanlage wieder der Wärmepumpe zugeführt und bleibt im System. (Quelle: Firma Griesser)

Neubau der Pulverbeschichtungsanlage der Firma Griesser
© LOSYS GmbH_42

Neubau der Pulverbeschichtungsanlage der Firma Griesser

Wer sich tiefer mit der Materie befassen will, findet im Buch von Roger Nordmann weiterführende Informationen. Die Botschaft des Buches: Zwischen Verleugnung und Verzweiflung gibt es einen rationalen Weg!

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